Meine Antworten zu den Fragen der Hünfelder Zeitung

Nach den aktuellen Prognosen ist Haunetal eine Kommune mit sinkender Einwohnerzahl. Wie wollen Sie die Marktgemeinde für (junge) Menschen attraktiv machen?

 

Die Einwohnerzahl darf nicht weiter sinken, weil sonst vieles für die Bürger immer teurer wird. In verschiedenen Bereichen gilt es deshalb wieder aktiv zu werden. Wir brauchen ein Konzept, mit dem wir strategisch um potentielle Neubürger werben. Dafür muss sich zunächst die Außendarstellung grundlegend ändern. Wer heute als Fremder auf die Internetseite der Gemeinde geht, wird nicht auf die Idee kommen, dass wir als Wohnalternative zu den teuren Ballungszentren recht attraktiv sind. Außerdem findet man nicht sofort Angebote von freien Bauplätzen und Immobilien.

 

 


2900 Einwohner in 15 Ortsteilen: Was verbindet die Haunetaler?

 

Jeder Ort hat seine eigene Gemeinschaft und natürlich wird auch mal über die anderen Dörfer gefrotzelt. Aber wenn es drauf ankommt, hilft man sich. Das hat sich bei vielen Ortsjubiläen gezeigt. Oder bei Brandeinsätzen, wenn die Feuerwehren zusammenarbeiten. Viele Vereine schaffen eine ortsübergreifende Identität. Dies möchte ich fördern und unterstützen.

 

Haunetal ist strukturschwach. Wo sehen Sie Entwicklungsmöglichkeiten?

 

Gewerbeflächen stehen ausreichend zur Verfügung. Aus meiner Zeit bei den hessischen Unternehmerverbänden habe ich einige Kontakte, die ich versuchen werden, für Neuansiedlungen zu nutzen. Gleichzeitig müssen wir uns natürlich um unsere bereits ansässigen Firmen und Selbstständigen kümmern. Es muss nicht sofort ein Gewerbeverein gegründet werden, aber einen vom Bürgermeister organisierten regelmäßigen Austausch über gemeinsame Projekte und Interessen halte ich für sinnvoll. Im Zuge der Digitalisierung wird zudem das Arbeiten aus dem Home-Office weiter an Bedeutung gewinnen. Dafür sind Breitband und Mobilfunk wichtig. Da gibt es in Haunetal an einigen Stellen Nachholbedarf.

 

Was sind die Stärken Haunetals?

 

Eine Stärke ist, dass viele Bürger ehrenamtlich mit anpacken. Deshalb ist auch das neue IKEK-Programm eine Chance für die Gemeinde. Es wurde aus der Bürgerschaft heraus entwickelt – das gefällt mir. Im Kern ist es eine Auflistung verschiedener Projekte, um die sich in den letzten Jahren nicht gekümmert wurde. Wenn es jetzt in die Umsetzungsphase geht, ist es wichtig, im Rathaus jemanden zu haben, der organisiert, dass die Maßnahmen professionell und aktiv abgearbeitet werden. Beim Kita-Anbau hat das zuletzt nicht funktioniert. Das darf sich bei IKEK nicht wiederholen.

 

Der Regionalplan-Entwurf hat Haunetal wieder näher an Fulda und Hünfeld gerückt. Wie positionieren sie die Marktgemeinde zwischen Bad Hersfeld und Fulda?

 

Haunetal gehört zum Landkreis Hersfeld-Rotenburg und das bleibt so. Trotzdem fahren viele Leute zum Arbeiten und Einkaufen in Richtung Fulda. Es ist ein Vorteil, dass wir über die B27 beide Städte schnell erreichen. Und natürlich mit der Bahn. Wir müssen alles tun, diesen Nahverkehrshalt dauerhaft zu erhalten. Dazu gehört auch, das Bahnhofsumfeld ansprechend zu gestalten.

 

Die Ulstertal-Kommunen bilden einen Gemeindeverwaltungsverband. Können Sie sich eine solche Zusammenarbeit auch für Haunetal vorstellen? Wenn ja: Mit welchen Partnern?

 

Heute kann nicht mehr jede kleine Verwaltung alles selbst machen. Zunächst sollten wir deshalb in konkreten Projekten mit unseren Nachbargemeinden zeigen, dass eine interkommunale Zusammenarbeit Kosten reduziert, wenn Synergien gebündelt werden. Bislang hat sich in diesem Bereich leider nichts getan. Vieles hängt vom gegenseitigen Vertrauen der Bürgermeister ab. Da will ich meinen Beitrag gerne leisten.

 

Haunetal wird Windkraft-Standort. Wie wollen Sie mit diesem Thema – auch unter dem Aspekt des guten Verhältnisses zu Nachbarkommunen wie Burghaun – umgehen?

 

Ein guter Draht zur Nachbargemeinde ist immer wichtig. Mit Dieter Hornung, der sich als einziger Bürgermeisterkandidat in Burghaun bewirbt, tausche ich mich schon jetzt regelmäßig aus. Mein Credo bei Windkraftanlagen lautet, dass, wenn sie gebaut werden, so viel Wertschöpfung wie möglich in der Gemeinde bleiben muss. Da gibt es mit der neuen EEG-Novelle jetzt auch auf Bundesebene endlich ein Umdenken. Und natürlich sollten die ökologischen Ausgleichsmaßannahmen möglichst auch vor Ort umgesetzt werden.

 

Welche Schwerpunkte wollen Sie in Ihrer ersten/nächsten Amtszeit setzen?

 

Ein ganz wichtiger Punkt ist die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung. Das wird uns in den nächsten Jahren stark fordern. Außerdem möchte ich gerne mit einem externen Träger ein Angebot für betreutes Wohnen im Alter schaffen. Bei meinen Ortsrundgängen bin ich von vielen Bürgern öfter auf die Bauverwaltung angesprochen worden. Das werde ich mir sehr genau anschauen und dann entscheiden, was wir anders organisieren müssen. Viele Menschen stört zudem der schlechte Zustand unserer Radwege. Hier muss sich etwas tun. Und das wird es mit mir.

 

Was wünschen Sie sich für Haunetal in den kommenden Jahren?

 

Dass wir in unserer Heimatgemeinde auch im Jahr 2030 noch gut und bezahlbar leben können. Dafür müssen wir jetzt die richtigen Zukunftsentscheidungen treffen. Dafür bin ich bereit Verantwortung zu übernehmen. Vieles plätschert momentan so vor sich hin, wird nur verwaltet, ohne dass es wirklich vorangeht. Ich will zeigen, dass wir es gemeinsam besser machen können. Warum sollen wir nicht auch Projekte hinbekommen, die man in Eiterfeld, Hauneck oder Burghaun geschafft hat?

 

Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit zwischen den gemeindlichen Gremien, insbesondere zwischen Bürgermeister und Gemeindevertretung?

 

Es ist die Aufgabe des Bürgermeisters die Ehrenamtlichen in den Ortsbeiräten und der Gemeindevertretung vor Entscheidungen einzubinden und mitzunehmen. Wer das nicht kann oder will, ist nicht erfolgreich. Der Amtsinhaber hat im Vorfeld einiger Entscheidungen zu wenig kommuniziert und danach immer wieder selbst die Konfrontation mit dem gesamten Gremium gesucht. Manchmal waren Dinge zudem schlecht vorbereitet. Meine Befürchtung ist, dass sich dies in einer weiteren Amtszeit fortsetzt. So werden wir Haunetal aber nicht voranbringen – das will ich mit einer parteiübergreifenden Zusammenarbeit besser machen.

 

Wie war Wahlkampf in Corona-Zeiten?

 

Natürlich anders. Ganz klassisch bin ich von Haustür zu Haustür gelaufen, habe geklingelt und so mit vielen Bürgern sprechen können. An der frischen Luft kann man die Abstände gut einhalten. Auf die üblichen Wahlkampfveranstaltungen habe ich verzichtet und stattdessen versucht, die Menschen über das Internet und im persönlichen Gespräch zu erreichen.

 

Worüber haben Sie sich den vergangenen Jahren besonders geärgert/gefreut?

 

Gefreut hat mich, dass sich das Mehrgenerationenhaus gut entwickelt hat und sich auch hier viele Freiwillige engagieren. Schade finde ich, dass unser Veranstaltungskalender in den Sommermonaten nicht wieder mit mehr kulturellen Angeboten gefüllt ist. Theaterabende in der Burgruine Hauneck sind immer ein tolles Ereignis. Leider mittlerweile das Einzige. Wir sollten wieder mehr aus und in der Burgruine machen. Auch der Bauernmarkt könnte als gelegentliche Abendveranstaltung wieder attraktiver werden.

 

Was können Sie Positives über ihren Mitbewerber sagen?

 

Er ist, wie ich, ein leidenschaftlicher Karnevalist. Bei unseren Veranstaltungen haben wir einige schöne Stunden zusammen verbracht.

 

Wie geht es für Sie weiter, wenn Sie am Wahlabend zweiter Sieger sind?

 

Den Wahlausgang warte ich jetzt gelassen ab. In den vergangenen Wochen habe ich versucht deutlich zu machen, warum ein Wechsel im Rathaus gut für die Zukunft von Haunetal wäre und was ich besser machen möchte. Jetzt entscheiden die Wähler. Ob es klappt oder nicht: nach einer Woche Urlaub gehe ich erstmal wieder ganz normal zur Arbeit.