Ziele

Mit Wahlprogrammen ist das so eine Sache. Jeder erwartet, das man eins hat – möglichst detailliert natürlich. Mehrere Seiten lesen wollen dann aber die Wenigsten. Unterscheidbar sollen sie die Kandidaten machen, was auf kommunaler Ebene ganz schön schwierig ist, weil beispielsweise fast immer alle für die Unterstützung von Ehrenamt oder die Ansiedlung von Betrieben sind. Hinzu kommt, dass es in unseren 15 Orten ganz unterschiedliche Herausforderungen und Anliegen gibt. Einige betreffen die gesamte Gemeinde, andere interessieren schon ein Dorf weiter die meisten Bewohner nicht mehr wirklich. 

 

Außerdem muss gerade die Kommunalpolitik immer auch auf unvorhergesehene Dinge reagieren, von denen man vor einigen Monaten noch nichts ahnte. Deshalb habe ich mich entschieden, kein abschließendes Wahlprogramm zu veröffentlichen, sondern unterbreite – ausdrücklich ohne den Anspruch auf Vollständigkeit – einige Vorschläge und Standpunkte, die mir wichtig sind. Sie sollen zum Nachdenken und gerne auch zur kritischen Diskussion anregen. Im besten Fall werden sie von vielen Bürgern ergänzt und verbessert.

 

Auf welchen Kerngedanken lässt sich meine Kandidatur zusammenfassen? In Haunetal lässt es sich gut leben – jetzt müssen wir die richtigen Zukunftsentscheidungen treffen, damit dies auch in einigen Jahren noch so ist! Es muss uns gelingen, dass die Einwohnerzahl nicht ständig weiter sinkt, weil sonst viele Dinge für die Bürger immer teurer werden. In verschiedenen Bereichen gilt es deshalb endlich wieder aktiv zu werden, statt abzuwarten.

Attraktiv für Jung & Alt

Für junge Familien ist die Betreuungssituation besonders wichtig. Unserer Erzieherinnen leisten täglich viel. Beim geplanten Anbau am Kindergarten muss es deshalb endlich vorangehen. Gerade solche größeren Projekte müssen aus dem Rathaus professioneller gesteuert werden. Bei der Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes im Landkreis habe ich mich gemeinsam mit anderen erfolgreich für den Fortbestand unserer Grundschule eingesetzt. Kurze Beine, kurze Wege – daran wird mit mir auch in Zukunft nicht gerüttelt.

 

Wer im Alter auf stationäre Pflege und Betreuung angewiesen ist, findet in Haunetal derzeit leider keinerlei entsprechende Angebote. Aus meiner Sicht gäbe es gerade für Wohneinheiten für Senioren, die noch relativ mobil sind, sich aber nicht mehr um ein großes Haus kümmern können und nur gelegentlich Unterstützung benötigen, eine entsprechende Nachfrage. Hier werde ich das Gespräch mit potentiellen Trägern suchen.

 

Noch haben wir in Haunetal eine ordentliche ärztliche Versorgung und eine Apotheke. Damit dies so bleibt, müssen wir in einen engen Dialog mit den Ärzten, den medizinischen Versorgungszentren und der kassenärztlichen Vereinigung Hessen eintreten. In einigen Kommunen im Landkreis erleben wir gerade, wie schnell sich die Situation verschlechtern kann.

 

Eine besondere Rolle kommt neben unseren Vereinen dem Mehrgenerationenhaus zu, wenn es um Angebote für junge und ältere Haunetaler geht. Die Angebote möchte ich im gemeinsamen Dialog passgenau weiterentwickeln. Beispielsweise würde ich gerne ein Mentorenprogramm initiieren, in dem ältere Mitbürger ihre Erfahrungen an Jugendliche weitergeben. 

Attraktiv zum Wohnen

Haunetal liegt verkehrsgünstig zwischen Fulda und Bad Hersfeld. Mit dem ÖPNV oder dem PKW kommt man gut ins Rhein-Main-Gebiet, nach Kassel oder Eisenach. Im Zuge der Digitalisierung wird das Arbeiten aus dem Home-Office weiter an Bedeutung gewinnen. Unsere Gemeinde kann deshalb eine attraktive Wohnalternative zu teuren Mietwohnungen in den Ballungszentren werden. Bislang gibt es aber kein Konzept, wie man sich strategisch um potenzielle Neubürger bemüht. Das werde ich ändern. Dafür müssen wir zuerst unsere Außendarstellung verbessern. Beispielsweise ist unsere Internetseite nicht auf dem Stand der Zeit und nicht sehr ansprechend für Neubürger.

 

Wir haben in einigen Orten nur sehr wenige attraktive Bauplätze. Auch wenn uns das Programm IKEK hier klare Vorgaben macht, gilt es Flächen zur Ausweisung von Bauplätzen zu identifizieren. Zuerst muss jedoch die Vermarktung vorhandener Bauplätze – ob in kommunaler oder privater Hand – verbessert werden.

 

In der Gemeindeverwaltung möchte ich ein funktionales Leerstandskataster einführen. Eine Kommune ist kein Immobilienmakler, aber Interessenten brauchen einen kompetenten Ansprechpartner, der Käufern und Verkäufern sowie Vermietern und Mietern weiterhilft und sie im Idealfall zusammenbringt. Darum soll sich ein Mitarbeiter federführend kümmern.

 

Ebenso sollten wir Hauseigentümer viel aktiver über finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten bei Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen beraten. Außerdem möchte ich, dass sich die Gemeinde um Häuserruinen kümmert, die in einigen Ortsteilen seit langem das Ortsbild verschandeln. Andere Kommunen sind bei diesem Thema mit Unterstützung des Landes schon aktiv.

 

Nicht nur vor dem Hintergrund der geplanten neuen ICE-Strecke müssen wir uns intensiv um die dauerhafte Sicherung des Nahverkehrshalts am Bahnhof Neukirchen bemühen. Gerade für Berufspendler ist dies ein entscheidendes Wohnortkriterium. Der Nichtkauf des Bahnhofsgebäudes durch die Gemeinde hat sich als Fehler herausgestellt. Wir müssen prüfen, wie Gebäude und Teile des Geländes wieder nutzbar gemacht werden können.

Attraktiv für Arbeitsplätze

Das Haunetaler Gewerbegebiet ist ein einziges Trauerspiel. Das Thema wird mit mir zur Chefsache des Bürgermeisters. Hier darf man nicht nur abwarten bis mal jemand anruft und nachfragt. Ich habe in den vergangenen Jahren ein gutes Netzwerk zu Unternehmern und Wirtschaftsverbänden in ganz Hessen aufgebaut. Das werde ich nutzen.

 

Klare Aussage: Ich möchte nicht, dass in Zukunft der Gewerbesteuerhebesatz nach oben verändert wird.

 

Die Landwirtschaft ist noch immer eine tragende Säule in Haunetal. Gemeinsam mit der Verwaltung und den Verbänden will ich unseren Landwirten Hilfestellungen geben, die Vielfalt der bäuerlichen Strukturen zu erhalten. In der aktuellen Diskussion stört mich, wie unsere Landwirtschaft teilweise völlig undifferenziert als Klima- und Umweltsünder dargestellt wird. Wir brauchen wieder mehr Wertschätzung für diesen Berufsstand, der sich in seiner großen Mehrzahl vorbildlich um nachhaltige regionale Ernährung, Landschaftspflege und das Tierwohl kümmert.

 

Es muss ja nicht sofort ein Gewerbeverein gegründet werden, aber einen vom Bürgermeister organisierten regelmäßigen Austausch mit Gewerbetreibenden, Unternehmern und Selbstständigen zu möglichen gemeinsamen Projekten halte ich für äußert sinnvoll. Wir müssen klären, wie möglichst viele von einer regionalen „Marke Haunetal“ profitieren können und welche Veranstaltungen und Aktionen helfen, unsere örtliche Wirtschaft zu stärken, besser zu vermarkten und die Gemeinde auch für externe Interessenten attraktiver machen.

Attraktiv für Gäste und Bürger

Haunetal hat etwas zu bieten. Vor allem eine tolle Landschaft zum Wandern, Rad- oder Kanufahren. Aber auch sanfter Tourismus braucht ein effektives Marketing. Mitgliedschaften in verschiedenen Tourismusvereinen haben uns dabei bislang wenig geholfen. Wohl auch, weil wir uns dort kaum eingebracht haben. Deshalb brauchen wir eine neue Strategie für die Tourismuswerbung. Diese werde ich in enger Kooperation mit den entsprechenden Anbietern und Vereinen erarbeiten.

 

Mit der Unterstützung von Bund und Land möchte ich den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos und Pedelecs voranbringen. Zudem sollten wir überlegen, die Zahl unserer wenigen gemeindeeigenen Wohnmobilstellplätze – möglichst in attraktiver Lage - zu erhöhen. Hier sollte jedoch ausdrücklich kein Konkurrenzangebot zum Ferienpark Wehrda geschaffen werden.

 

Je sauberer die Böden, Wasser und Luft sind und je vielfältiger die Natur ist, umso lebenswerter ist Haunetal. Mit Blick auf den Klimawandel gilt es auf den Temperaturanstieg angemessen zu reagieren. Was kann eine Kommune tun? Zum Beispiel sich um mehr Beschattung öffentlicher Räume oder um die Begrünung von Plätzen und Gebäuden bemühen. Der Erhalt und Ausbau vorhandener Biotope und Naturschutzgebiete und die Förderung von Blühwiesen zählen ebenso dazu.

 

Ein Attraktivitätsmerkmal für Haunetal und die Region ist unser Wald. Leider ist er in keinem guten Zustand, da ihm Trockenheit und Sturm in den vergangenen Jahren zugesetzt haben. EU, Bund und Land haben erste Hilfsprogramme dafür aufgelegt, um die ich mich im engen Austausch mit HessenForst und privaten Waldbesitzern aktiv kümmern werde.

 

Theaterabende in der Burgruine Hauneck sind jedes Jahr ein tolles Ereignis. Leider mittlerweile das Einzige. Warum beleben wir nicht unseren Veranstaltungskalender mit verschiedenen kulturellen Angeboten in den Sommermonaten? Früher fanden dort immer sehr gut besuchte Konzerte in Kooperation mit den Bad Hersfelder Festspielen statt. Wir sollten wieder mehr aus und in der Burgruine machen. Auch der Bauernmarkt könnte als gelegentliche Abendveranstaltung wieder attraktiver werden.

 

„Man merkt auf dem Radweg immer ganz genau, wenn man durch die Gemeinde Haunetal fährt.“ Ich kann diesen Satz nicht mehr hören. Ja, Radwegebau ist keine einfache Aufgabe, gerade wenn man Fördermittel in Anspruch nehmen will. Aber wir müssen unsere Radwege endlich auf den Stand der Zeit bringen. Und zwar professionell gesteuert aus dem Rathaus. Darum will ich mich kümmern, nachdem sich in den letzten Jahren bei diesem Thema nichts getan hat.

Attraktiv für starke Partner

Uns sollte schnellstens der Einstieg in eine echte interkommunale Zusammenarbeit gelingen. Die gibt es, abgesehen von ein paar sehr kleinen Kooperationen, im Moment überhaupt nicht. Dabei ist dies eine der wenigen Möglichkeiten um Kosten zu reduzieren. Heute kann nicht mehr jede kleine Verwaltung alles selbst machen. Ob wir die Eigenständigkeit unserer Gemeinde dauerhaft erhalten können, wird wesentlich davon abhängen, ob wir hier tatsächlich etwas Sinnvolles auf dem Weg bringen. Für mich ist das die entscheidende Zukunftsfrage!

 

Wir sind spät dran. Andere Kommunen sind bei der interkommunalen Zusammenarbeit schon deutlich weiter. Es wartet niemand auf uns. Deshalb müssen wir aktiv werden. Erste Ansprechpartner sollten unsere direkten Nachbarkommunen sein. Kooperationen müssen sich aber nicht auf diese beschränken. Mir ist bewusst, dass eine Zusammenarbeit, die am Ende tatsächlich Kosten reduziert, nicht von heute auf morgen zu realisieren ist. Vieles hängt von gegenseitigem Vertrauen der verantwortlichen Personen ab.

 

Wo eine interkommunale Zusammenarbeit sinnvoll ist, muss in jedem Einzelfall entschieden werden. Wir sollten deshalb in keinem Bereich unserer Gemeinde von vorneherein sagen: Hier auf keinen Fall. Wenn Kooperationen gelingen sollen, muss man sie wirklich wollen und darf keine Rosinenpikerei betreiben. Und man darf keine Angst davor haben, Verantwortung zu teilen. Lasst uns diesen Prozess jetzt mit starken Partnern selbst gestalten, bevor wir aus finanziellen Gründen eines Tages von anderen dazu gezwungen werden und nichts mehr selbst entscheiden können.

 

Der Bürgermeister muss sich bei Bund, Land und Kreis um Unterstützung und finanzielle Förderung von Projekten kümmern. Dafür will ich mein Netzwerk in Wiesbaden und Berlin nutzen.

Attraktiv durch Digitalisierung

Bis Ende 2022 sind die Kommunen verpflichtet, ihre Verwaltungsdienstleistungen auch digital anzubieten. So sieht es das Onlinezugangsgesetz vor. Wer sich nur die aktuelle Internetseite der Gemeinde anschaut, kann berechtigte Zweifel haben, ob wir dies in der gegenwärtigen Aufstellung schaffen. Fangen wir also mit den einfachen Dingen an. Wir brauchen eine neue, funktionale und vor allem nutzerfreundliche Homepage. Im ganzen Landkreis gibt es leider keine schlechtere.

 

Heute kann man der Gemeinde zwar eine E-Mail schreiben, für fast jeden Vorgang muss man dann aber doch ins Rathaus. In Zukunft soll jeder Bürger möglichst viele Dinge digital von zu Hause erledigen können. Auch hierfür ist eine Zusammenarbeit mit anderen Kommunen sinnvoll. 

 

Viele benachbarte Kommunen und der Landkreis nutzen ein Ratsinformationssystem. Damit können sich sowohl Mandatsträger, als auch die Bürger transparent über die Arbeit der gemeindlichen Gremien informieren. Wir sollten so etwas endlich auch einführen, weil es auch die Arbeit der ehrenamtlichen Politiker erleichtert. Ich möchte keinen ausgedruckten Gemeindehaushalt mehr in einem großen Aktenordner erhalten, sondern in einem digitalen Dokument, in dem man schnell etwas findet.

 

Den „Haunetal Nachrichten“ muss im Rathaus wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. In der aktuellen Form ist das Blättchen keine echte Bürgerinformation. Das hat mit moderner Kommunikation nichts zu tun. Zwar kann man es schon jetzt online oder in einer App lesen, gleichwohl bleibt der Informationsgehalt dürftig und schlecht aufbereitet. Kommunikation ist mein Beruf. Das werde ich verbessern.

Attraktiv durch solide Finanzen

Die Basis einer lebendigen Kommune ist ein solider Haushalt. Wir müssen mit öffentlichen Mitteln sparsam und wirtschaftlich umgehen sowie nachhaltig und vorausschauend haushalten. Wir werden nicht alles finanzieren können, was wünschenswert ist, denn nur was wir auch bezahlen können, können wir uns auch leisten. Für mich ist es eine Frage der Generationengerechtigkeit, dauerhaft ohne neue Schulden auszukommen.

 

Die Corona-Pandemie wird mit ihren Auswirkungen die Kommunen härter treffen, als viele bisher glauben. Auch uns. Deshalb müssen alle Ausgaben auf den Prüfstand. Umso wichtiger wird es sein, die richtigen Schwerpunkte zu setzen. Etwa bei der Unterstützung der Ehrenamtlichen möchte ich ungern sparen. Nachhaltige Einsparpotentiale sehe ich im Einstieg in die interkommunale Zusammenarbeit.

Attraktiv für Engagement

Bürgersinn und Eigeninitiative stärken die Identifikation der Menschen mit ihrer Heimat und fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement wird in der Zukunft für lebendige Gemeinden noch wichtiger sein als heute. Denn zur Ehrlichkeit gehört: Engagement der Bürger ist notwendig, um das breite kommunale Angebot erhalten zu können. Da ich selbst ehrenamtlich engagiert bin, kann ich auch andere für das Ehrenamt begeistern.

 

Vereine sind das Rückgrat unserer Gesellschaft. Menschen zu unterstützen und zu fördern, die sich in Vereinen und Verbänden zum Wohle der Gesellschaft engagieren, ist eines meiner zentralen Anliegen. Eine gezielte Förderung, insbesondere der Nachwuchsarbeit, werde ich unterstützen.

 

Die Gemeinde trägt für ihre Freiwilligen Feuerwehren eine besondere Verantwortung. Wenn sich Kameraden in lebensgefährliche Einsätze begeben, haben wir die Verpflichtung sie angemessen auszubilden und auszustatten. Mir gefällt, dass sich die Einsatzkräfte immer mehr als „Haunetaler Feuerwehr“ verstehen, ohne dass dabei die örtliche Identität der einzelnen Vereine verloren geht. Diesen Weg werden wir weitergehen müssen, wenn wir unsere begrenzten Mittel möglichst effektiv einsetzen und die Einsatzbereitschaft sicherstellen wollen.

 

Die Arbeit der Ortsbeiräte muss wieder mehr Wertschätzung erfahren und deren Ergebnisse stärker in die Beratungen der gemeindlichen Gremien einfließen. Die Ortsbeiräte wieder öfter und vor allem frühzeitiger zu beteiligen, kann gerade bei schwierigen Themen helfen, die Akzeptanz und das Verständnis bei den Bürgern zu steigern. Im März 2021 stehen wieder Kommunalwahlen an. Es muss unser gemeinsames Ziel sein, möglichst viele Bürger zu motivieren, sich aktiv für ihren Ort zu engagieren.